DAs Zeugnis von Marina
Marina lernte durch ihre chronische Erkrankung für ganz alltägliche Dinge dankbar zu sein und vertraute Gott, was wunderbare Folgen hatte
Hallo!
Als ich 13 Jahre alt war, hatte ich zwei besondere Erlebnisse, die mein weiteres Leben prägten: Das erste war, dass ich mich zu Gott bekehrte – und ich bin so froh, dass das zuerst passiert ist. Ich weiß nicht, wie ich sonst mit dem zweiten Erlebnis zurechtgekommen wäre. Denn einige Monate später bekam ich erst Empfindungsstörungen im rechten Bein und dann fing ich an zu humpeln. Nach vielen Untersuchungen bestätigte sich der Verdacht auf Multiple Sklerose. In einer Uniklinik, die für Kinder mit MS spezialisiert ist, sagte mir der Arzt: „Einmal ist keinmal!“ Es könnte sein, dass so etwas nie wieder vorkommt. Erst wenn so etwas nochmal vorkommen würde, sollte ich mit einer MS-Therapie beginnen.
Nachdem es mir wieder besser ging und ich wieder zu Hause war, habe ich mir also keine Gedanken mehr darüber gemacht. Die Krankheit war damals so selten, wieso sollte sie ausgerechnet mich treffen?!
Etwa drei Monate später fing ich dann wieder an zu humpeln – ich war zutiefst geschlagen. Jetzt wurde ich in der Uniklinik genauer über die Krankheit und über die Therapie aufgeklärt. Ich habe damals nicht sofort verstanden, was das alles heißen soll. Als der Arzt mich über die Therapie aufklärte, habe ich ganz unkundig gefragt, wie lange ich diese Therapie denn machen muss. Ich ging davon aus, dass es nur eine kurze Zeit sein würde. Der Arzt antwortete: „Dein ganzes Leben lang!“ Dann versuchte er mir jungem Mädchen aber weiter Hoffnung zu machen, indem er mir davon berichtete, dass im Bereich der MS-Therapien viel geforscht wird und dass die MS-Therapien in Zukunft vielleicht immer besser werden.
Der Arzt stellte meiner Mama und mir viele Fragen, wir sprachen z.B. darüber, wie es bei mir in der Schule läuft und über vieles mehr. Dabei erwähnte meine Mutter, dass wir an Gott glauben, worauf der Arzt erwiderte: „Dieser Glaube wird sie durchtragen! Viele MS Patienten leiden an Depressionen!“
Als ich dann wieder zu Hause war und die MS-Therapie, und alles was sie mit sich bringt, sich so langsam in mein Leben einfügte und ich immer mehr die Bedeutung dieser Diagnose begriff, lag ich einmal im Wohnzimmer auf dem Sofa und war ziemlich traurig da kam mir plötzlich der Gedanke, wie schön es doch wäre, wenn Jesus jetzt wiederkommen würde und alles Leid vorbei sein würde. Der Gedanke war so schön und so greifbar nahe und doch noch nicht Wirklichkeit.
Es folgten aber nicht nur schwere Tage, es waren auch sehr viele schöne Tage. In den ersten Jahren mit meiner Krankheit war ich jedoch sehr oft in der Uniklinik. Doch Gott hatte mir gute Freunde geschenkt, die mir zur Seite standen, wenn mich wieder ein Schub ereilt hatte. Und vor allem meine Eltern, die mir durch ihre Gebete und ihre hoffnungsvolle Art so viel Lebensfreude und Gottvertrauen geschenkt haben wie nur möglich. Ich werde auch nie vergessen, wie ich mich gefreut habe, als unsere Jugendgruppe aus der Kirche den weiten Weg auf sich genommen hat – eine Strecke dauerte über 2 Stunden – um mich in der Uniklinik zu besuchen!
Mein schlimmster Krankheitsschub war, als ich einmal nicht mehr richtig reden konnte. Es fing morgens damit an, dass ich gelispelt habe und gegen Abend konnte ich nicht mehr richtig reden, nur sehr langsam. Ich habe mich in der Zeit oft gefragt, warum und wozu das so sein muss. Mein Mann hat es bei uns in der Gemeinde als Gebetsanliegen weitergegeben und die Gemeinde hat gebetet. Da ich nicht mit in den Gottesdienst gefahren bin, habe ich per Livestream von zu Hause die Gottesdienste mitverfolgt. Bei einer Gebetsstunde, als es mir schon besser ging, habe ich gehört, wie die Leute dafür danken, da kamen mir die Tränen. Ich war so gerührt. Ich war nicht allein mit diesem Problem, meine Gemeinde betet für mich und ich bin davon überzeugt, dass Gott die Gebete erhört. Gott sei Dank ist alles vollständig von diesem Schub zurückgegangen.
Diese und andere schwere Zeiten lehren mich immer wieder neu, wie schön es ist reden zu können, gehen zu können, lachen zu können und sehen zu können.
Mein Neurologe sagte jahrelang, dass die Untersuchungsbilder vom MRT sehr schlimm aussehen.
Nach einer Untersuchung meinte er sogar, dass die Bilder von einem MS Patienten sein könnten, der schon im Rollstuhl sitzt. Aber trotz der schlechten Untersuchungsergebnisse lebe ich die meiste Zeit fast wie ein gesunder Mensch. Die meiste Zeit meiner Krankheit habe ich drei Dinge für meine Gesundheit getan: Ich habe gebetet, ich habe mich gesund ernährt und ich habe die MS-Therapie gemacht. Dabei hat mir die MS-Therapie oft zu schaffen gemacht, zum einen wegen der Nebenwirkungen und zum anderen, weil sie mich, auch wenn es mir gut geht, täglich an die Krankheit erinnert. Nach mehreren Jahren mit MS-Therapie habe ich mir immer mehr ein Leben ohne Medikamente gewünscht. Und im Moment nehme ich auch seit etwa 4 Jahren keine Medikamente mehr. Und erstaunlicherweise habe ich in dieser Zeit endlich mal erlebt, dass die Ergebnisse der jährlichen Untersuchungen besser geworden sind: GOTT SEI DANK!
Eigentlich hatten wir vor 4 Jahren einen ganz anderen Plan: mein Arzt drängte mich aufgrund der schlechten Untersuchungsergebnisse dazu, in der MS-Therapie ein Level höher zu steigen, d.h. stärkere Medikamente zu nehmen. Dann kamen erst die Schwangerschaft und die Geburt unseres dritten Kindes dazwischen und anschließend stellte der Arzt mir zwei stärkere Medikamente vor, die beide ganz frisch auf dem Markt waren. Ich hatte eine gewisse Zeit, um mich zu entscheiden. Zu Hause beteten wir dafür, dass ich mich für das richtige Medikament entscheiden könnte. Ich blieb aber sehr unsicher und hatte bei beiden Medikamenten kein gutes Gefühl, aber weil ich die Entscheidung zum besprochenen Zeitpunkt treffen wollte, entschied ich mich einfach für das Medikament mit den geringeren Nebenwirkungen. Als ich meinem Neurologen meine Entscheidung mitteilte, meinte er, dass die erste Einnahme im Krankenhaus stattfinden müsse, da ich beobachtet werden musste. Da aber die Krankenhäuser in der Umgebung das aus verschiedenen Gründen nicht machen wollten, verzögerte sich der Beginn der Therapie um einige Monate. Schließlich wollte der Arzt es doch in seiner Praxis machen und wir sind so verblieben, dass er sich bei mir meldet, sobald alles genehmigt ist. Und das dauerte wieder einige Monate.
Weil ich so unruhig über meine Entscheidung war, betete ich in dieser Zeit: „Herr, wenn dieses Medikament mir nur schadet, dann lass den Arzt mich vergessen.“ Der Arzt meinte, er würde sich im August telefonisch bei mir melden. Und ich betete und betete…
Der August verging, der September verging und ich war mir schon ziemlich sicher, dass er mich vergessen hatte. Der Oktober verging auch fast und dann bekam ich einen Anruf aus der Praxis. Als ich die Nummer im Telefon sah, sagte ich mir innerlich „Okay, wenn der Arzt jetzt sagt, dass wir starten können, werde ich mitmachen. Ich nehme es so aus Gottes Hand an.“
Der Arzt hatte mich zwar nicht vergessen, aber er sagte mir: „Ich denke es ist besser, wenn wir diese Therapie nicht machen.“ Das beruhigte mich! Dann machte der Arzt einen Vorschlag, der mich begeisterte: Wir könnten bis zur nächsten Untersuchung ohne Medikamente weitermachen und wenn die Ergebnisse besser sind als in den letzten Jahren, bräuchte ich erstmal keine Therapie zu beginnen. Die Untersuchungsergebnisse waren leider nicht besser, aber dieses Mal entschied ich mich trotzdem gegen die Medikamente und ich sagte dem Arzt, dass ich einfach Gott vertrauen möchte. Und ein Jahr später erlebten wir endlich das, was ich oben schon berichtet habe: Die Untersuchungsergebnisse wurden besser!
Befiehl dem HERRN deine Wege und hoffe auf ihn, er wird’s wohlmachen.
» Psalm 37,5