Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an;
wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet,
zu dem werde ich hineingehen und mit ihm essen und er mit mir.
Offenbarung 3,20
Dies ist ein oft zitierter Vers, der auch oft in vielen Bildern und Illustrationen den Herrn vor einer verwucherten alten Holztür zeigen. Efeu und andere Pflanzen bedecken bereits große Teile der Tür. Die Tür wird manchmal auch so gemalt, als wäre sie 100 Jahre alt, mit vielen Rillen und abgebrochenen Ecken, mit Kratzern und Dellen. Eine Tür, die wohl seit Jahren nicht mehr geöffnet worden ist und dennoch steht er, Jesus, wartend davor und klopft an.
Ein Bild, das so verstanden wird, das es Jesu Rettungsabsichten auf der einen Seite und den Herzenszustand eines Menschen auf der anderen Seite darstellt und gleichzeitig eine stumme Frage an den Betrachter richtet. Würdest du ihn Einlass gewähren, wenn er vor deinem Herzen stehen würde? Wirst du ihn willkommen heißen? Würdest du die Tür aufmachen, wenn es deine Tür wäre?
Was passiert, wenn Jesus an die Tür klopft? Über was will er sich unterhalten? Was ist die Absicht seines Besuches?
Eines Tages saß Abraham draußen vor seinem Zelt um die Mittagszeit, als es heiß war. Normalerweise eine Zeit, in der man ein Nickerchen macht oder vor sich hindöst… Doch nicht so Abraham. Er war hell wach, als er drei Männer erblickte, die sich plötzlich in seiner Nähe befanden. Abraham reagierte sofort und bot seine Gastfreundschaft an, er bat diese Männer sogar darum sie bewirten zu dürfen. Ob Abraham bereits anfangs ahnte, dass es der Herr war, der ihn hier besuchte oder hat er das erst im Laufe des Gespräches erkannt?
Auf jeden Fall war er vorbereitet auch in einer ungewöhnlichen Stunde, wo man meistens keine Gäste erwartet. Und dann wird es noch spannender, wenn wir davon lesen, über was sie sich unterhalten haben. Der Herr verkündigte dem Abraham, dass er und seine Frau nächstes Jahr Eltern sein werden. Und damit traf er genau ins Schwarze bei Abraham und seiner Frau. Es war der Makel mit dem sie ihre ganze Ehezeit über leben mussten. Es war das, was Abraham sich am allermeisten über Jahrzehnte gewünscht hatte und was ihm am meisten das Herz schwer machte.
Der Herr nahm die Not und den Herzenswunsch von Abraham auf der einen Seite und seine Verheißung, das er aus Abraham den Vater vieler Völker machen will auf der anderen Seite und brachte beides in perfekter Harmonie zusammen. Die Not und der Herzschmerz waren notwendig und gehörten zum Plan Gottes, um auf ihrer Grundlage die Erfüllung seiner Verheißung umso kostbarer zu machen. Abrahams unerfüllter Wunsch und Herzschmerz und Gottes Absicht mit Abrahams Leben hatten also das gleiche Ziel.
2000 Jahre später… Ein paar Tage nach der Kreuzigung waren zwei Jünger unterwegs von Jerusalem nach dem 11km entfernten Dorf Emmaus, tief eingehüllt in Trauer und Angst. Sie waren so mit ihrer Betrübnis beschäftigt, dass sie wohl an nichts anderes denken konnten in den letzten drei Tagen. Und ohne das sie ihn erkannten, gesellte sich Jesus zu ihnen und sprach sie auf ihre Niedergeschlagenheit an. Und dann nahm er ihre verletzten und verängstigten Gemüter und redete über das Leid, das sie gerade so sehr im Griff hatte und erklärte ihnen, dass das, worüber sie trauerten, gerade das Leid war, das schon längst prophezeit worden war. Aber er blieb dabei nicht stehen, sondern redete ebenso auch von der Herrlichkeit, die nach dem Leiden folgen würde.
Musste nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit hineingehen?
Lukas 24,26
Durch Leiden zur Herrlichkeit, das ist der biblische Weg und das ist der Weg, den er ihnen in ihrer Situation aufzeigte. Das führte dazu, das ihre niedergeschlagen Herzen anfingen zu brennen. Und auch der Wunsch, das Jesus in ihrer Nähe bleiben sollte, wuchs in ihnen. „Bleibe bei uns! Denn es ist gegen Abend, und der Tag hat sich geneigt.“ Jesus kam ihrer Bitte nach und teilte mit ihnen das Mahl. Wieder hatte die Last der Gastgeber und die Absicht des Gastes, also die Absicht des Herrn, das gleiche Ziel. Sie wollten aus ihrer Trauer heraus in die Freude und in Jesus fanden sie genau diesen Ausweg, der zur Freude führte.
Zurück zu unserem Vers aus Offenbarung Kapitel 3. Auch die Gemeinde in Laodizea befand sich in einer Notsituation. Aber sie bemerkte die Not gar nicht. Sie dachte, das alles in Ordnung wäre, das sie reich war und nichts brauchte und der Herr sicher mit ihr zufrieden sei. Sie schaute evtl. auf ihre Verdienste und auf die vielen Werke und war sich selbst genug. Und doch war alles in einer bedrohlichen Schieflage. Und darum machte sich Jesus wieder auf dem Weg, um das zu tun, was er davor auch schon oft getan hat. Er besucht die Menschen, die ihm viel bedeuten, und holt sie da ab wo sie stehen. Die Laodizeaer litten an einer großen geistlichen Blindheit und Selbstüberschätzung und das war in diesem Fall eine selbstgemacht Not, die in Ordnung gebracht werden musste. Und genau darüber redete Jesus mit der Gemeinde. Er zeigte mit dem Finger genau auf den wunden Punkt.
Die Gemeinde dachte, das sie reich wäre, evtl. war sie auch reich an irdischen Besitztümern, aber sie war arm in den Augen Gottes. Und darum redete Jesus über Armut, aber auch darüber, dass er diese Armut durch seinen Reichtum beseitigen will.
Die Gemeinde dachte, dass sie sehend sei, evtl. sah sie auf äußerliche Werke, aber sie sah den nicht mehr, der das Licht der Welt ist. Sie sah den Herrn nicht mehr und deswegen war sie blind in seinen Augen. Und darum redete Jesus über geistliche Blindheit und wie sie beseitigt werden kann.
Die Gemeinde dachte, dass sie schöne Kleider besaß und äußerlich legte sie evtl. auch viel Wert darauf, aber sie erkannte nicht, das sie entblößt war in den Augen dessen, der hinter die Fassade blickt. Deshalb war der Herr bereit der Gemeinde Kleider des Heils, die die Blöße der geistlichen Nacktheit bedecken, zu geben.
Es ist uns meistens sehr unangenehm auf unsere dunklen Punkte angesprochen zu werden, aber es ist die einzige Möglichkeit davon los zu kommen. Jesus kommt nicht um zu richten und nicht, damit die Menschen sich schlecht fühlen und sich noch mehr in Selbstüberschätzung oder Selbstverzweiflung stürzen. Sondern er kommt um den Ausweg aus der Not zu zeigen und um über die Zukunft zu sprechen. Bei Abraham ging es nicht hauptsächlich um einen leiblichen Nachkommen, es ging um den einen Nachkommen, der zum Segen für alle Geschlechter der Erde wurde. Bei den Emmaus Jüngern ging es nicht hauptsächlich um ihre wenigen traurigen Tage, sondern darum, dass ihr Leid im Leiden des Messias eingeschlossen war und das nun auch für sie eine ganze Ewigkeit von Herrlichkeit offen stand. Die Gemeinde in Laodizea dachte, dass sie reich wäre und dass sie oben auf sitzen würde. Sie wollte gerne volle Genüge haben und herrschen. Und genau das stellte Jesus ihr in Aussicht. Er tadelte nicht ihre Wünsche und verurteilte sie nicht als ungeistlich, sondern er zeigte ihr, wo sie diese Dinge wirklich bekommen konnte und das es auch sein Wunsch war, das sie sie bekam.
Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen,
wie auch ich überwunden und mich mit meinem Vater auf seinen Thron gesetzt habe.
Offenbarung 3,21
Wer überwindet, heißt es im Vers 21, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen. Wenn Jesus Einkehr hält, dann redet er über die tiefsten Wünsche und Ängste, aber auch über die eigentlichen Probleme, so wie bei Abraham, wie bei den Emmaus Jüngern, so auch bei dieser Gemeinde in Laodizea. Jesus geht nicht an unerfüllten Herzenswünschen vorbei, auch nicht an dem, was Herzen so schwer macht und – was wir von der Gemeinde in Laodizea lernen können,- er geht auch nicht an Sünde vorüber. Jesus redet über das, was wirklich Not tut, aber er bleibt da nicht stehen, sondern redet auch über seine Absichten und über die herrliche Zukunft.
Deine Not, was auch immer dir gerade das Herz schwer macht oder auch deine Blindheit oder Gleichgültigkeit gegenüber deiner geistlichen Not, die Sünde, mit der du vielleicht schon lange alleine kämpfst, Kummer über einen anderen Menschen, dein Hang zur Überheblichkeit oder auch zur Verzweiflung, was es auch ist, – betrachte es als das Klopfen Jesu an deiner Herzenstür.
Die ganze Zeit über war deine Not im Grunde genommen nichts anderes, als sein Klopfen an deiner Herzenstür. Unser Glaubensleben ist nie anders gedacht worden, als das wir Jesus in unsere Not hereinlassen. Wenn du Jesus deine Tür öffnest und ihn in deine Not hereinlässt, dann bedeutet das nicht, das deine Not augenblicklich vorbei ist, aber es bedeutet, das kein Umstand und kein Hindernis zu groß ist, als das es dich von seiner Liebe trennen könnte und wenn du die Tür öffnest, dann versichert er dir das ganz persönlich. Sei gesegnet.