Glückselig in Trübsal
Gottes Souveränität birgt in großen sowie den kleinen Belangen einen großen Trost
Zur Zeit studiere ich die Offenbarung. Gleich zu Beginn dieses Buches findet sich eine bemerkenswerte Seligpreisung:
„Glückselig ist, der die Worte der Weissagung liest, und die sie hören und bewahren, was darin geschrieben steht! Denn die Zeit ist nahe.“ – Offenbarung 1,3
Wie jedes Mal stolperte ich innerlich über diesen Vers. Irgendwie scheint er hier nicht hinzupassen. Glückselig sein in der Erwartung der schlimmsten Trübsal, die die Welt je gesehen hatte? Wie kann das möglich sein? Bei all den schrecklichen Katastrophen, die die Erde heimsuchen werden und dazu in einer Zeit, in der das Böse regieren und die Gläubigen mit Erfolg verfolgen wird?
Natürlich habe ich noch die Auslegungen im Hinterkopf, welche ich in der Vergangenheit gelesen habe. Benedikt Peters schrieb, dass die Offenbarung ein Geschenk Gottes an den Sohn darstellt. Dies ist die gewiss wahre Geschichte, wie ihm alle Herrschaft und Gewalt unterworfen werden wird.
Doch was war mit all dem Schrecken in der Zwischenzeit? Ich saß da und grübelte. Und betete ein einfaches Gebet:
In der Tat, ich wurde glückselig beim Lesen der Offenbarung.
Der Heilige Geist veränderte dazu einfach meinen Fokus, sodass die Worte in einem ganz neuen, herrlichen Licht erstrahlten.
Herr, du sagst, dass ich glückselig sein werde, wenn ich diese Worte lese und bewahre. Ich weiß nicht, wie das möglich sein kann. Bitte öffne mir das Verständnis für dieses Buch in solch einer Weise, damit ich glückselig sein kann!
Bist Du glückselig beim Lesen der Offenbarung? Wenn Du es noch nicht sein kannst, dann möchte ich heute etwas an Dich weitergeben, damit auch Du heute glückselig sein kannst, wenn du an die Offenbarung denkst:
Der beklemmendste Abschnitt stellte für mich seither das 13. Kapitel dar, indem die beiden Tiere vorgestellt werden. Das Böse betritt offen die Weltbühne und ergreift die Weltherrschaft. Doch damit noch nicht genug, es wird gegen die Heiligen siegreich Krieg führen. Eine furchtbare Erwartung.
Doch dieses Mal habe ich nicht das entscheidende Detail überlesen: die Einführung, in dessen Licht dieser Abschnitt zu verstehen ist. Das Blasen der siebten Posaune ist das große festliche Ereignis vor dem Thron Gottes, welches kleinere Ereignisse wie das Erscheinen der beiden Tiere auf der Erde zur Folge hat. Johannes berichtet von den lauten Stimmen, die auf den Schall der Posaune antworten:
Die Königreiche der Welt sind unserem Herrn und seinem Christus zuteilgeworden, und er wird herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit!
» Offenbarung 11,15
Wie bitte? Was bedeutet das, wo doch dann die Zeit anbricht, in der die Tiere die Macht über die Königreiche der Welt erringen!? Beim Lesen dämmerte es mir: „Ihnen wurde Macht gegeben.“ Gleich sieben Mal findet sich dieser Satz in dem kurzen Abschnitt. Er ist unüberlesbar und offensichtlich äußerst wichtig!
Die große Aussage ist diese: Die Tiere sind auch nur Knechte. Sie können nichts aus sich selbst tun, Ihnen wird die Macht gegeben. Es erinnerte mich an Jesu Antwort an Pilatus: „Du hättest gar keine Vollmacht über mich, wenn sie dir nicht von oben her gegeben wäre.“ (Johannes 19,11)
Diese verliehene Macht, so stellte ich fest, ist in allen Belangen genau festgelegt: Die Wundertaten, die Gräueltaten, die Menschen, über die sie siegen sollen, die Nationen, über die sie herrschen sollen, der Zeitpunkt und die Dauer ihrer Herrschaft. Alles ist festgelegt, genau benannt und begrenzt.
Gepriesen sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit! Denn sein ist beides, Weisheit und Macht. Er führt andere Zeiten und Stunden herbei; er setzt Könige ab und setzt Könige ein; er gibt den Weisen die Weisheit und den Verständigen den Verstand. Er offenbart, was tief und verborgen ist; er weiß, was in der Finsternis ist, und bei ihm wohnt das Licht!
» Daniel 2,20-22
Auf der Erde wird man davon nichts ahnen und es wird zu jener Zeit scheinen, dass das Böse die endgültige Macht errungen hat. Die Menschen, die die Offenbarung nicht kennen, wissen nicht, wohin all das noch führen wird. Und wie lange es noch dauern wird. Oder was sie erwartet. Ihre Schrecken und Ängste werden für sie kein Ende nehmen. Den Gott, der allein sie retten könnte, verschmähen sie.
Doch die Heiligen dieser Zeit dürfen Dank der Offenbarung mehr wissen. Sie wissen genau, was auf sie zukommt und wie lange die Gerichte Gottes andauern werden. Auf sie wartet großer Lohn im Himmel. Auch ich schaue weg von der Erde und durch das Fenster in den Himmel, welches uns die Offenbarung im 11. Kapitel öffnet und darf absolut gewiss sein: Gott hat alles in seiner Hand, auch heute. Er ist der Souverän, der mit seinen Plänen ans Ziel kommt. Alles muss ihm zu seiner Verherrlichung dienen. Jesus Christus hat die Herrschaft über die Erde übernommen – dort noch nicht sichtbar, aber im Himmel ist es eine unwiderlegbare Tatsache.
Das ist nicht nur in den großen Dingen wahr, sondern auch in den kleinen Dingen meines Lebens. John Bunyan schrieb im Gefängnis in Zeiten starker Verfolgung für die Gemeinde, für welche er Verantwortung trug, ein Buch über die Souveränität Gottes im Leiden um sie zu trösten. Er stellte fest, nachdem er die Bibel dazu untersucht hatte:
„So hat Gott also bestimmt, wer leiden, wann derjenige leiden wird, wo er leiden wird und wie das Leiden sein wird.“
Es hat schon immer Menschen gegeben, die das Problem des Leidens zu lösen versuchten, indem sie die Souveränität Gottes – nämlich die allumfassende Vorsehung Gottes über Satan, die Natur und das menschliche Herz – leugneten. Aber es ist bemerkenswert, dass die Menschen, die an die Souveränität Gottes über allem Leid glauben, auch diejenigen sind, die am meisten gelitten haben und in diesem Glauben den größten Trost und die größte Hilfe fanden. (a)
» John Piper
Das führt mich schließlich zu dem Schluss: Wenn in meinem Leben das Böse zu gewinnen scheint, wenn ich unterliege und geplagt werde, so darf ich wissen, dass Gott auch mein unbedeutendes Leben in all seinen Höhen und Tiefen in seiner Hand hält und darüber souverän regiert. All das Böse ist von seiner lieben Hand begrenzt und muss mir nun zum Guten dienen. Kann ich meinen Blick von der Erde losmachen und dauerhaft auf Jesus, meinen König und Erretter heften? Dorthin, wo Gott der Vater „ihn zu seiner Rechten setzte in den himmlischen [Regionen], hoch über jedes Fürstentum und jede Gewalt, Macht und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird, nicht allein in dieser Weltzeit, sondern auch in der zukünftigen; und er hat alles seinen Füßen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Gemeinde gegeben, die sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allen erfüllt.“ (Epheser 1,20-23)
Das ist die herrliche, himmlische Realität, in der Du und ich als Kinder Gottes schon heute leben dürfen.
Freudentränen sind köstlich. Die Anbetung, die aus meinem Herzen bei dieser Erkenntnis quillt ein Freudenschmaus.
Das Zitat von John Bunyan und John Piper stammt aus dem Buch „Standhaft im Leiden“, erschienen im CLV Verlag, geschrieben von John Piper