Bitteres Wasser

Nach dem Hoch kommt das Tief. Das musste auch das Volk Israel nur drei Tage nach der Rettung durch das Schilfmeer erfahren.

Es gibt Tage, an denen uns Gott so spürbar nahe ist. Das Herz ist voll Freude und singt dem Herrn. Vielleicht ist der Auslöser eine Gebetserhörung oder eine erbauliche Predigt, ein liebes Wort oder die Gemeinschaft mit anderen Gläubigen, eine herrlicher Spaziergang oder irgendeine andere Freude. 
Dann hat man das Gefühl, für den nächsten Tag gewappnet zu sein und die Kraft zu haben für alles, was da kommen mag. 

Auch das Volk Israel hat durch das Wunder der Erlösung – die Rettung durch das Schilfmeer – so ein „Hoch“ erlebt. Als sie hinter sich sahen, lagen ihre Feinde, die ihnen nach dem Leben trachteten, tot am Ufer des Schilfmeeres.

Damals sangen Mose und die Kinder Israels dem HERRN diesen Lobgesang und sprachen: 

Ich will dem HERRN singen, denn hoch erhaben ist er: 
Ross und Reiter hat er ins Meer gestürzt!

Der HERR ist meine Stärke und mein Lobgesang, und er wurde mir zum Heil!
Das ist mein starker Gott, ich will ihn preisen; er ist der Gott meines Vaters, ich will ihn erheben. Wer ist dir gleich unter den Göttern, o HERR?
Wer ist dir gleich, herrlich in Heiligkeit, furchtgebietend in Ruhmestaten,
Wunder vollbringend?
Du leitest in deiner Gnade das Volk, das du erlöst hast; durch deine Kraft bringst du sie zu der Wohnung deines Heiligtums.

» 2. Mose 15,1-2.11.13

Sie haben erlebt, dass Gott herrlich in Heiligkeit, furchtgebietend in Ruhmestaten, Wunder vollbringend ist, und dass er in seiner Gnade sein Volk zum Ziel bringen wird. 

Aber nun waren sie schon drei Tagesreisen tief in der Wüste unterwegs und es gab kein Wasser. Aus dem Hoch sind sie in ein Tief hinabgestürzt und waren wieder in der harten Gegenwart angekommen. Aber schließlich fanden sie Wasser, es war aber leider bitter und ungenießbar.

„Da murrte das Volk gegen Mose und sprach: Was sollen wir trinken?“ (2. Mose 15,24)

Sie hatten vergessen, was für Wunder sie der Herr erst vor drei Tagen hat sehen lassen. Statt sich zu erinnern und Gott um Wasser zu bitten, murrten sie gegen Mose. Dabei war es eine Prüfung des Herrn (Vers 25).

Wahrscheinlich kennst auch du das nur zu gut. Kaum hat sich die Freude am Herrn gelegt, die bekanntlich unsere Stärke ist (Nehemia 8,10), finden wir uns in einer scheinbar endlosen Wüste wieder, in der wir nach Erfrischung suchen, aber nicht finden. Und dann fangen wir an zu murren, und zwar über die Person oder den Umstand, welcher scheinbar dafür verantwortlich ist…

Das Versäumnis, sich die Gnade in einer Zeit des Leidens oder der Versuchung zu Eigen zu machen, führt zur Bitterkeit, die eine Folge des Leidens ist.

» Arnold Fruchtenbaum

Mose tat das einzig Richtige und schrie zum Herrn. Er begann nicht zu murren oder mit dem Volk zu streiten, obwohl er genau dasselbe durch machte, wie all die andern. Er wusste, Gott ist allmächtig! Er allein hatte sie nach seinem Willen hierher gebracht um sie in das verheißene Land zu bringen. Er macht keine Fehler und hält, was er verspricht! So vertraute Mose Gott seine Hilflosigkeit an. Und Gott zeigte ihnen den Ausweg: 

„Er aber schrie zum HERRN, und der HERR zeigte ihm ein Holz;
das warf er ins Wasser, da wurde das Wasser süß.“ (2. Mose 15,25)

Er zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch Unglauben,
sondern wurde stark durch den Glauben, indem er Gott die Ehre gab
und völlig überzeugt war, dass Er das, was Er verheißen hat,
auch zu tun vermag.

»Römer 4,20-21

„Der Herr zeigte ihm ein Holz“ – was kann das für uns nichts anderes sein als das Kreuz Christi? Am Kreuz erhalten wir die Gnade, die wir in schwierigen „trockenen“ Zeiten so dringend brauchen! (s. Hebräer 4,16)

„Das warf er ins Wasser“ – das Kreuz Christi ist das Heilmittel gegen alle Bitterkeit, die in uns entsteht, wenn wir nicht sofort mit unserer Not zum Kreuz kommen, unseren Blick darauf ausrichten und unsre Hilfe von dort erwarten. Dann werden uns die Umstände und Nöte niederdrücken und ein Murren herauspressen, wenn kein Lob für den Herrn in unsrem Herzen ist.

„Da wurde das Wasser süß“ – ja, es wurde nicht nur genießbar, es wurde sogar süß…! Wenn du in der Not Gott begegnest und seine große Hilfe erfahren darfst, dann wird dir diese Zeit süß werden. Die Last wird dann nicht nur leicht werden, sondern auch süß, weil du sie mit dem Herrn gemeinsam tragen darfst. Hast du das schon einmal erfahren?

Aus eigener Erfahrung kann ich erzählen, dass die tiefsten Täler die schönsten Begegnungen mit dem Herrn enthalten können. So viele wunderbare Verheißungen sind uns gegeben, gerade für die schwierigen Zeiten, damit wir sie dort erlangen können und die Blumen Gottes entdecken, die er so oft überschwänglich in einem Tal um einen Bachlauf verstreut – uns zur Freude und ihm zu Ehre.

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Hier kannst du zum Thema weiterlesen: Gottes Trost ist besser

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Zum Abschluss gehört noch das wunderbare Ende der Geschichte, 2. Mose 15,25-27:

Dort gab er ihnen Gesetz und Recht, und dort prüfte er sie; und er sprach: 

»Wenn du der Stimme des HERRN, deines Gottes, eifrig gehorchen wirst und tust, was vor ihm recht ist, und seine Gebote zu Ohren fasst und alle seine Satzungen hältst, so will ich keine der Krankheiten auf dich legen, die ich auf Ägypten gelegt habe; denn ich bin der HERR, dein Arzt!«

Und sie kamen nach Elim; dort waren 12 Wasserquellen und 70 Palmbäume; und sie lagerten sich dort am Wasser.

Wohl dem Menschen, dessen Stärke in dir liegt, [wohl denen], in deren Herzen gebahnte Wege sind!
Wenn solche durch das Tal der Tränen gehen, machen sie es zu lauter Quellen, und der Frühregen bedeckt es mit Segen.
Sie schreiten von Kraft zu Kraft, erscheinen vor Gott in Zion.
HERR, Gott der Heerscharen, höre mein Gebet; du Gott Jakobs, achte darauf!

» Psalm 84,6-9