Bedenken Sie folgendes, wenn Sie im Leid versucht werden
Satan zeigt der Seele die Kreuze, Verluste, Schande, Sorgen und Leiden, die täglich jene treffen, welche in den Wegen der Heiligkeit wandeln. Er spricht:
„Seht ihr denn nicht, dass es niemanden auf der Welt gibt, der so aufgerieben, geplagt und gebeutelt wird wie jene, die umsichtiger und heiliger als deren Nachbarn wandeln? ZU Hause sind sie ein Spottlied und draußen eine Schande; ihr Elend kommt wie durch die Boten Hiobs über sie, eines nach dem anderen, und ihre inneren Leiden haben kein Ende. Deshalb wäre es für sie besser auf den Wegen zu wandeln, die sich als weniger mühselig und weniger betrüblich erweisen, selbst wenn sie sündhafter sind. Denn wer anders als ein Verrückter möchte seine Tage in Leid, Beunruhigung und Bedrängnis verbringen, wenn sich dies verhindern lässt, indem man jene Wege beschreitet, die ich vorstelle?“
… dass alle züchtigungen, WELCHE den Heiligen widerfahren, nur deren schlimmen Teil erreichen; sie treffen und verletzen nicht deren edlen, deren besten Teil.
Ein Heide, welcher von einem Tyrannen in Mörtel getan wurde, um dann mit einer eisernen Kelle in Stücke geschlagen zu werden, schrie zu seinen Verfolgern: „Ihr schlagt nur das Gefäß, die Außenschicht, die Hülle des Aristarch, ihr schlagt nicht mich.“ Sein Körper erschien ihm nur als Außenschicht, als Hülle; seine Seele war ihm sein eigenes Ich, und dieses konnten sie nicht erreichen. Sie sind weise und wissen, wie das zu verstehen ist.
Sokrates sagte über seine Feinde: „Sie können mich töten, aber nicht verletzen.“ Züchtigungen können uns töten, uns jedoch nicht verletzen; sie können mir mein Leben, aber nicht meinen Gott, meinen Christus, meine Krone wegnehmen.
…dass alle Züchtigungen, welche die Heiligen auf dem Weg der Heiligkeit treffen, nur kurz und vorübergehend sind.
„Am Abend kehrt das Weinen ein und am Morgen der Jubel“ (Psalm 30,6). Dieser kurze Sturm wird in einer immerwährenden Ruhe enden und diese kurze Nacht in einem herrlichen Morgen, welcher niemals aufhören wird. Zwischen der Gnade und der Herrlichkeit, zwischen unserem Anrecht auf die Krone und bis wir diese tragen, steht nur eine kurze Zeit, ebenso zwischen unserem Recht auf das himmlische Erbe und bis wir dieses Erbe schließlich besitzen.
Vierzehntausend Jahre sind für den Herrn nur ein Tag. Ist unser Leben nicht nur ein Schatten, eine Blase, eine Blume, ein Läufer, eine Spanne, ein Traum? Ja, eine ganz kleine Weile ruht die Hand des Herrn über uns; Luther findet dafür keine weitere Verkleinerungsform, um dies noch mehr abzuschwächen, denn er nennt es ein sehr kleines Kreuz, das wir tragen. Der Prophet spricht in Jesaja 26,20, dass der Zorn nicht vorbeigeht, sondern gänzlich vorübergeht. Diese Heftigkeit, Kürze und Plötzlichkeit zeigt sich auch in den Wehen einer Frau (s. Johannes 16,21).
Und hier ist eine liebliche Schriftstelle: „Denn standhaftes Ausharren tut euch Not, damit ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Verheißung erlangt. Denn noch eine kleine Weile, dann wird der kommen, der kommen soll, und wird nicht auf sich warten lassen“ (Hebräer 10,36-37). Eine kleine, kleine, kleine Weile.
Als die Freunde des Athanasius kamen, um ihn wegen seines Elends und seiner Verbannung zu beklagen, sagte dieser: „Es ist nur eine kleine Wolke, die bald verschwunden sein wird.“ Es wird nur wie ein Tag erscheinen, bevor Gott seinen Bedrängten Schönheit statt Asche und Freudenöl statt eines betrübten Geistes schenken wird; bevor er alle Seufzer in Gesang, Ihr Wehklagen in Trost, Ihr Sacktuch in Seide, Asche in Heilsalben und Ihr Fasten in unaufhörliche Feste verwandelt.
…dass alle Züchtigungen, welche die Heiligen treffen, aus Gottes innigster Liebe hervorgehen.
Als Munster krank darniederlag und seine Freunde ihn fragten, wie es ihm gehe und wie er sich fühle, deutete er auf seine Wunden und Geschwüre, wovon er voll war, und sprach: „Dies sind Gottes Edelsteine und Juwelen, womit er seine besten Freunde schmückt, und für mich sind sie wertvoller als alles Gold und Silber der Welt.“
Eine Seele ist bei ihrer Bekehrung zuerst uneben gestaltet, doch durch die Züchtigungen gleicht Gott diese Stellen aus, passt sie an und modelliert sie für die Herrlichkeit oben, welche bekundet, dass diese Züchtigungen aus seiner kostbaren Liebe strömen; deshalb sollen sie weder ein Hindernis in der Heiligkeit, noch ein Anlass dazu sein, die Seele auf die Wege der Gottlosigkeit zu locken.
…dass es unsere Pflicht und Ehre ist, Züchtigungen nicht nach ihrem Schmerz, sondern nach ihrem Ende abzuwägen.
Als die Israeliten aus Ägypten entlassen wurden, hatten sie silberne und goldene Geräte (s. 2. Mose 11,2); so erhielten die Juden auch Geschenke, Juwelen und alle notwendigen Geräte (s. Esra 1,7-11), als sie Babylon entließ. Sehen Sie mehr auf das letzte Ende eines Christen als auf den Beginn seiner Züchtigung.
Beachten Sie das Ausharren des Hiob und welches Ende der Herr ihm bereitete. Sehen Sie nicht auf Lazarus, wo er vor dem Tor des Reichen, sondern im Schoße Abrahams liegt.
Betrachten Sie nicht den Anfang Josefs, der so weit von seinem Traum, wo Sonne und Mond sich vor ihm niederbeugten, entfernt war, denn zwei Jahre lang verbrachte er an einem Ort, an dem er weder die Sonne noch den Mond und Sterne sehen konnte; doch schauen Sie auf ihn, als er schließlich Machthaber über Ägypten war.
Achten Sie auch nicht auf David, wo nur ein Schritt zwischen ihm und dem Tod war, oder wo einige ihn beneideten und andere ihn beleidigten und verachteten; sehen Sie auf ihn, wo er auf seinem königlichen Thron sitzt und in seinem Bett der Ehre stirbt, sehen Sie auf seinen Sohn Salomo und all die glänzende Pracht, die ihn umgab.
Züchtigungen sind nichts anderes als ein dunkler Eingang zum Haus ihres Vaters; eine schmutzige Spur zu einem königlichen Palast. Nun, sagt mir, Seelen, ob es nicht doch von großem Wahnsinn zeugt, die Wege der Heiligkeit zu meiden und Pfade der Gottlosigkeit zu wählen, und zwar wegen der Züchtigungen, welche euch auf dem Weg der Heiligkeit begleiten.
…dass es Gottes Plan ist, die Heiligen durch die Züchtigungen, welche sie treffen, zu prüfen; er will ihnen kein Unrecht zufügen noch sie vernichten, wie unwissende Seelen geneigt sind zu denken.
Gott züchtigte sie, damit ihnen selbst und anderen bekannt würde, was ihr Herz erfüllte. Gibt Feuer auf grünes Holz, so rinnt alles Wässrige heraus, das vorher nicht sichtbar war; ist der Teich leer, so treten der Schlamm, Schmutz und die Kröten ans Tageslicht. Der Schnee bedeckt so manchen Misthaufen, selbiges bewirkt der Wohlstand bei einem verdorbenen Herzen. Es ist einfach, in ein warmes Bad hinein zu waten, und jeder Vogel kann an einem sonnigen Tag singen. Schlechtes Wetter offenbart, in welchem Gesundheitszustand wir uns befinden; Züchtigungen zeigen unsere Kraft und Tugend auf. Verwelkte Blätter fallen bei windigem Wetter bald von den Bäumen, morsche Äste brechen bei starkem Gewicht leicht ab. Sie sind weise und wissen, wie das zu verstehen ist.
Züchtigungen sind wie beißender Frost, der uns heimsucht; wo wir am empfindlichsten sind, werden wir alsbald klagen, und wo am meisten Verderbtheit liegt, werden wir am stärksten schrumpfen. Metall prüfen wir durch Klopfen; klingt es gut, gefällt es uns. So prüft Gott die Seinen durch Schläge, und wenn sie dadurch einen angenehmen Klang hervorbringen, verwandelt er ihre Nacht in Tag, ihre Bitterkeit in Süße und ihr Kreuz in eine Krone; und sie werden jene Stimme hören: „Mache dich auf, werde Licht! Denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!“ (Jesaja 60,1).
…dass die Züchtigungen, der Zorn und die Not, welche mit der Gottlosigkeit einhergehen, weitaus größer und schlimmer sind als jene, die die Wege der Heiligkeit begleiten.
Oh, das Aufreiben, Spotten, Geißeln und Nagen des Gewissens, welches Seelen auf den Wegen der Gottlosigkeit begleitet! „Aber die Gottlosen“, spricht Jesaja, „sind wie das aufgewühlte Meer, das nicht ruhig sein kann, dessen Wasser Schlamm und Kot aufwühlen… Keinen Frieden, spricht der HERR, gibt es für die Gottlosen!“ (Jesaja 57,20; 48,22)
In allen ihren Segnungen liegen Fallstricke verborgen, und alle Annehmlichkeiten werden von Flüchen und Kreuzen umgeben, zu Hause wie auch draußen. Wozu nützt ein feines Kleidungsstück, wenn es Flecken hat? Und wozu dient ein goldener Becher, wenn darin Gift verborgen ist? Und wozu bekleidet ein seidener Strumpf ein gebrochenes Bein? Der Fluch Gottes, der Zorn Gottes, der Hass Gottes und die heftige Entrüstung Gottes treffen immer Sünder, die einen Weg der Bosheit beschreiten. Lest nur 5. Mose 28,15 bis zum Ende des Kapitels, dann werdet ihr erkennen, wie der Fluch Gottes den Gottlosen heimsucht, als gäbe es auf all seinen Wegen nur Zorn. In der Stadt ist er davon umgeben, am Land schwebt er über ihm; kommt er heim, schließt er sich ihm an; schreitet er voran, so folgt er ihm, und auf Reisen ist er sein Genosse. Er füllt seine Kammern mit Unfrieden und vermengt den Zorn Gottes mit seinen süßesten Häppchen. Er ist eine Motte im Kleiderschrank, Pest unter seinen Rindern, Mehltau auf den Feldern, Verwesung unter den Schafen, und die Frucht seiner Lenden erscheint oftmals als seine größte Beunruhigung und Verwirrung.
Für Sünder gibt es auf deren Wegen keine beständige Freude, keinen dauerhaften Frieden und keine echte Annehmlichkeiten. Über ihrem Haupte hängt allezeit an einem dünnen Faden ein Schwert der Rache. Welche Freude und Zufriedenheit kann solchen Seelen zugegen sein, wenn das Auge des Gewissens nur so weit geöffnet ist, um das Schwert zu erkennen? Ach, das Entsetzen und der Schrecken, das Erzittern und Schütteln, welches diese Seelen begleitet!
Dies ist ein Zitat aus dem Buch „Wirksame Maßnahmen gegen Satans Hinterlist“ von Thomas Brooks, S. 73ff., 3L Verlag