38 Jahre lang krank
Wie die außergewöhnliche Heilung eines Mannes Jesus zur Veranschaulichung ungehörter Wahrheiten diente
Diese Geschichte ist wirklich erstaunlich, meinst Du nicht auch? (Du kannst sie im Johannesevangelium Kapitel 5 nachlesen) Da gab es einen Teich in Jerusalem, genannt Bethesda, um den herum fünf Hallen errichtet worden waren und das aus gutem Grund: „Denn ein Engel stieg zu gewissen Zeiten in den Teich hinab und bewegte das Wasser. Wer nun nach der Bewegung des Wassers zuerst hineinstieg, der wurde gesund, mit welcher Krankheit er auch geplagt war.“ (Johannes 5,4) Johannes ist dieser spektakuläre Umstand nur zwei Sätze wichtig. Stell Dir einmal vor, wir hätten in unserem Land irgendwo so eine Heilquelle, die den Namen auch wirklich verdient! Einen Teich, an dem Gott selbst Menschen heilt! Von jeder Art Krankheit!
In den Hallen um den Teich Bethesda herum lagen demzufolge viele Kranke. Die meisten von ihnen hatten an schweren Behinderungen zu leiden. Das waren genau solche Menschen, die Jesus wahrscheinlich zu Tausenden während seiner öffentlichen Wirkungszeit heilte. Tatsächlich kam Jesus eines bedeutenden Tages dorthin und sah das Elend dieser Menschen.
Was würdest Du tun, wenn du die Macht zu heilen hättest? Hättest du alle geheilt? Selbst wenn du dafür Überstunden hättest machen müssen? Jesus hätte mit einem Wort alle Anwesenden heilen können. Aber er tat es nicht.
Stattdessen fiel ihm nur ein Mann ins Auge, von dem er wusste, dass er schon 38 Jahre lang krank war, ja nicht nur das: Er hatte schon 38 Jahre lang krank gelegen. Das ist eine lange Zeit. Auch Jesus, der selbst aus der Ewigkeit stammte und die Zeit erschuf, bei dem 1000 Jahre wie ein Tag sind und der sich gerade als Mensch freiwillig selbst die Enge der Zeit auferlegte, – auch er wusste, dass dies für einen Menschen eine wirklich lange Zeit ist. Im Grunde genommen ist es die Hälfte eines Menschenlebens.
Jesus hatte Mitleid mit ihm und fragte ihn: „Willst du gesund werden?“ Diese Frage ist in zweierlei Hinsicht beachtenswert. Zum einen zeigt sie, dass sich Jesus als erstes an ihn wandte und nicht wie üblicherweise der kranke Mann an Jesus. Der Kranke wusste nicht einmal, wer Jesus war und dass dieser die Macht hatte ihn zu heilen.
Zum Anderen zeigt Jesu Frage an den Mann auch folgende, -für manch einen unverständliche- Tatsache: Nicht jeder Mensch, der schon so lange krank ist, möchte tatsächlich geheilt werden. Nicht weil die Krankheit nicht mehr weh tun würde oder die Person nicht mehr unter ihr leiden würde, sondern weil sie sich vielleicht einfach kein anderes Leben mehr vorstellen kann. Es liegt so lange zurück, das „normale“ Leben. Die Person kann sich nicht mehr vorstellen, wie es ist gesund und kräftig genug zu sein um ein normales Leben bewältigen zu können. Dazu wären so viele Veränderungen nötig…
Ich hörte einmal eine Frau von der tragischen Geschichte ihrer Mutter erzählen. Die Mutter hatte ein Leben lang Gehschwierigkeiten, die mit der Zeit immer lähmender wurden. Irgendwann zeigten sich auch die ersten Symptome bei der Tochter. Diese wiederum suchte viele Ärzte auf, bis die Ursache gefunden worden war. Die Lösung: Eine einzige Tablette!
Voller Freude brachte die geheilte Tochter ihre Mutter in das Krankenhaus und ließ auch sie behandeln. Und das Wunder geschah: Nach der Einnahme der Tablette wurde auch die Mutter gesund. Von heute auf morgen konnte sie wieder gehen. Einige Zeit später wurde sie leblos aufgefunden. Sie hatte sich das Leben genommen. Warum nur?
Die Tochter fand folgende Antwort darauf: Mit der Genesung geriet ihre Mutter in die Mühlen der Bürokratie. Behinderungs- und Pflegestatus wurden von heute auf morgen aberkannt. Mit ihnen wurden auch die Gelder und alle sonstigen Ansprüche gestrichen. Neben dem ganzen Papierkram musste die Mutter nun ein ganz „normales“ Leben bewältigen, ohne die Hilfen, an die sie ein Leben lang gewöhnt gewesen war. Da sie noch nicht das Renteneintrittsalter erreicht hatte, sollte sie arbeiten gehen. Das war zu viel. Sie konnte für solch ein Leben keine Kraft aufbringen. Dafür war sie einfach schon zu lange krank gewesen.
Aus dieser Perspektive gesehen war die Frage Jesu sicherlich keiner rhetorischen Natur, sondern war durchaus berechtigt und ernst gemeint. Auch wenn der Mann Jesus nicht um Heilung gebeten hatte, so hörte Jesus seine unausgesprochene Bitte und seine Verzweiflung zwischen den Zeilen seiner hoffnungslosen Antwort heraus und heilte ihn. Wie wunderbar! Was für eine Veränderung war in dem Leben dieses Mannes eingetreten! Auch wenn er immer noch nicht wusste, wer Jesus war, so wusste er genau, wem er dieses Wunder zu verdanken hatte und ging geradewegs, mit seinem Bett unterm Arm, zum Tempel um seinen Gott anzubeten!
Ich kann mir die Gesichter der Pharisäer und Schriftgelehrten vorstellen, als sie den vor Freude berstende eben gesund gewordene Mann in den Tempel erblickten. Ob er dabei wie der Gelähmte (Apostelgeschichte 3,8) vor Freude hüpfte und Gott vor allen Anwesenden laut pries? Doch dieses Wunder interessierte die religiöse Elite wenig. Ihre Aufmerksamkeit galt einem kleinen, aber verbotenen Detail. Ihre Augen hatten sich auf die Matte geheftet, die der Mann bei sich trug. Und das am Sabbat! Das war nach jüdischem Gesetz strengstens verboten! Wer hatte diesen Mann gesund gemacht und ihm geboten sein Bett mit sich zu nehmen?! Doch der Mann konnte ihnen keine Auskunft geben.
Wo war Jesus in der Zwischenzeit abgeblieben? Zugegebenermaßen empfinde ich sein Verhalten nach dem Heilungswunder etwas befremdlich: „…denn Jesus war weggegangen, weil so viel Volk an dem Ort war.“ (Johannes 5,13) Normalerweise scheute Jesus keine Menschenmengen, besonders nicht, wenn es sich um Kranke handelte. Immer wieder berichtet uns die Bibel, dass Jesus alle Kranke, die zu ihm kamen oder zu ihm gebracht wurden, heilte. Warum tat er es dieses Mal nicht? Mit der Heilung war das Werk noch nicht getan. Er wollte es öffentlich im Tempel für die Juden deuten. Also ging Jesus dem Mann nach in den Tempel.
Bevor die Juden ihn zur Rede stellen konnten, weshalb er einen Mann am Sabbat geheilt hatte und ihm auch noch geboten hatte seine Matte mitzunehmen, erklärte Jesus ihnen das Warum. Seine Antwort auf ihren unausgesprochenen Vorwurf ist unvergleichlich spektakulärer als eine göttliche Heilquelle:
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch:
Der Sohn kann nichts von sich selbst aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn.
» Johannes 5,19
Er offenbarte sich den Juden, als der, der er war: Der Sohn Gottes!
Als dieser hatte Jesus gesehen, was sein gnädiger Vater tat: Er ließ von Zeit zu Zeit einen Engel das Wasser des Teiches bewegen um einem Menschen Heilung zu bringen. Gott, sein Vater, heilte. Und er heilte immer nur einen einzigen Menschen auf einmal am Teich Bethesda. Jesus, Gottes Sohn, tat es seinem Vater gleich. Er heilte einen Menschen am Teich Bethesda.
Jesus gebrauchte die Heilung des Mannes, als Beweis dafür, dass er der Sohn seines himmlischen Vaters war. Ein Sohn, der die Werke des Vaters nachahmte, nicht darüber hinausging und ihm absolut gehorsam war.
Wie wunderbar muss dies für den Geheilten gewesen sein, der ein irdisches Werkzeug in den Händen Gottes werden durfte. Er war ein lebendiges Anschauungsobjekt, ein Zeugnis für die Juden geworden, ein Beweis für Jesu göttliche Sohnschaft, auf dessen Heilung hin herrliche Offenbarungen über die göttliche Vater-Sohn-Beziehung folgten. Ich kann darüber nur staunen…
Für mich ist diese Geschichte ein immenser Ansporn, Jesus in seinem Gehorsam Gott gegenüber nachzueifern, denn auch ich durfte zu einem Kind Gottes werden. Jesus war gehorsam bis zum Tod am Kreuz. Ich möchte in meinem Leiden für meine Mitmenschen – sei es für meine Familie, meine Gemeinde oder für die Menschen in Arztpraxen oder Krankenhäusern – ein lebendiges Anschauungsobjekt der Gnade Gottes und Jesu’ Gehorsam im Leiden werden. Nichts anderes kann Leiden derart „adeln“! Meinst du nicht auch? Herr, bitte wirke es in mir!
Kannst du dein Leiden im Licht dieser Geschichte neu bewerten? Kann dies für dich auch ein Ansporn werden?
Der Herr segne dich beim Nachdenken!
Wusstest du, dass der Teich Bethesda in Jerusalem ausgraben wurde?
Hier findest du Fotos und interessante Informationen.